Bericht über Schach in der Süddeutschen: Forstenrieder Gambit

29 Aug

Ich halte das Projekt für einen Wahnsinn, denn
– der Verein geht kaputt, keiner macht mehr was ehrenamtlich
– es spielen Leute, die Geld kriegen mit Leuten, die nichts bekommen in der selben Mannschaft
– Bundesligaspieler spielen kostenlos und in der zweituntersten Liga wird bezahlt
– der Verein bekommt evtl. Probleme mit Zuschüssen von der Stadt München
Aber schauen wir mal, wie es weitergeht. Wegen dem Zeitungsartikel hat Markus Lahm Publicity, die er ja wollte bekommen, ob er dabei gut ausschaut, ist laut den Gesetzen des Marketings nicht so wichtig.

HIer ist der Bericht
Forstenrieder Gambit

C-Klassist lockt Schachspieler mit Werbeverträgen

München – Markus Lahm zahlt mehr Geld als der FC Bayern. Viel mehr. Obwohl der FC Bayern in der zweithöchsten Liga spielt und sein Klub in der zweiten von unten. Der FC Bayern zahlt gar nichts, zumindest nicht seinen Schach-Spielern in der zweiten Bundesliga Ost. Nur Fahrtkosten würden erstattet, so der Verein. Lahm leitet die Schachabteilung des TSVForstenried, C-Klasse. Und er will jetzt fünf seiner Spieler bis zu 1000 Euro pro Saison zahlen. Der Grund: Frust darüber, dass sich Jugendarbeit nicht auszahlt.

Obwohl Forstenried seit Jahren Talente hervorbringt, wechseln diese, sobald sie eine gewisse Spielstärke erreicht haben, zu anderen Klubs. Nicht, weil sie dort mehr Geld bekommen würden, sondern weil sie dort bessere Gegner haben. Also, so die Überlegung Lahms, muss sein Verein bessere Spieler holen – mit Geld. 1000 Euro will Lahm jedem Spieler mit einer DWZ über 1800 zahlen, der zur neuen Saison zu seinem Verein kommt. Die DWZ (kurz für Deutsche Wertungszahl) gibt die Stärke eines Schachspielers an. Eine DWZ von 1800 ist stark, aber nicht überragend. In München gibt es viele Spieler, die diese Voraussetzung erfüllen. Einzige weitere Bedingung: Der Spieler muss alle sieben Spiele um die Münchner Mannschaftsmeisterschaft mitmachen. In der vergangenen Runde wurde Forstenried in der C-Klasse Fünfter von sieben Mannschaften.

‚Ich leite seit zehn Jahren diese Abteilung und kämpfe seither mit der Jugendarbeit‘, sagt Lahm. ‚Ich kann die Kinder bis zu einer DWZ von 1200 halten, dann sind sie weg.‘ Zur kommenden Saison schließt sich eine talentierte 16-jährige Georgierin dem Verein an. ‚Die halte ich ein Jahr, dann ist sie weg‘, sagt Lahm. Mit den fünf Spielern will er zunächst in die B- und eventuell später in die A-Klasse aufsteigen. Das Geld kommt von seiner eigenen Firma, einem Verlag für Schul- und Schachbücher. Lahm ist dort Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter. ‚Wir würden mit den Spielern einen Werbevertrag abschließen‘, sagt Lahm. Volle 1000 Euro würden aber nur diejenigen bekommen, die alle ihre Partien gewinnen. Pro Niederlage gibt es 50, pro Remis 25 Euro Abzug. ‚Aber in der C-Klasse sollte ein Spieler dieser Stärke keine Probleme haben‘, sagt Lahm.

Dass 1000 Euro pro Saison im Schach eine gewaltige Summe sind, darüber habe er sich keine großen Gedanken gemacht. ‚Ich dachte, mit 500 Euro hole ich keinen hinterm Ofen hervor. Ich will in den Verein investieren. Aus Idealismus‘, sagt Lahm. Wer die 1000 Euro schließlich bekommt, entscheidet er deshalb nicht nur anhand der DWZ. ‚Die Spieler müssen bereit sein, sich in den Verein zu integrieren und den jungen Spielern zu helfen.‘

Die Münchner Mannschaftsmeisterschaften beginnen im Februar 2013. Bis dahin hat Lahm Zeit, fünf Kandidaten zu finden. Bisher hat sich noch keiner bei ihm gemeldet. Martin Schneider

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